Hunde-Erkrankung in Norwegen

In Norwegen – und bisher nur dort – ist eine auffallend große Zahl von schweren Durchfallerkrankung aufgetreten. Diese Erkrankung hat zu Todesfällen geführt und beunruhigt Hundehalter – nicht nur in Norwegen.
Das norwegische Veterinärinstitut hat jetzt die häufigsten Fragen in Zusammenhang mit der Erkrankung der Hunde gesammelt und beantwortet sie. Wir haben uns vorbehalten, die Fragen und Antworten leicht zu kürzen, und stellen hier die Fragen und Antworten ein, die auch uns immer wieder gestellt werden.

Update 26.09.2019

Das Mattilsynet widerruft den Rat, Hundekontakt zu begrenzen.

Es werden weniger Fälle von erkrankten Hunden gemeldet. Und es ist klar, dass nicht alle Durchfallerkrankungen im Zusammenhang stehen.

Die meisten Fälle sind aus „Østlandet“ gemeldet, wo sehr viele Hunde leben. Das Veterinærinstituttet und das Mattilsynet meinen, das mehrere Hunde hätten erkranken müssen, wenn die Erkrankung zwischen Hunden ansteckend wäre.

Das Veterinærinstituttet meint, es ist unwahrscheinlich, dass es einen gemeinsamen Nenner zwischen allen gemeldeten Erkrankungsfällen gibt. Das unterstreicht, dass die Entwicklung der Erkrankung wahrscheinlich von mehreren Faktoren abhängig ist ( multifakturell ), die zusammen kommen.
Einige der Erkrankungen können auch andere Ursachen haben, und nicht Teil dieses Ausbruches sein.

Bis jetzt wurde das Bakterium Providencia alcalifaciens bei ca. 50 erkrankten Hunden nachgewiesen. Dieses Bakterium wurde auch bei gesunden Hunden nachgewiesen, aber in geringerer Anzahl / Menge.

Es werden weitere DNA-Untersuchungen durchgeführt, um eine Verwandtschaft der Bakterienstämme sehen zu können. Und um zu sehen, ob die Providencia-Stämme identisch sind.

Bis jetzt weisen die Proben von 14 Hunden eine Verwandtschaft zwischen den Bakterien auf. Die Untersuchungen zeigen aber auch, das bei einigen Hunden Bakterien nachgewiesen wurden, die nicht mit diesen 14 identisch waren.
Das bekräftigt, dass einige Hunde mit blutigem Durchfall der gleichen Infektionsquelle ausgesetzt waren, während andere kein Teil des Ausbruchs waren und es sporadische Erkrankungen sein können.

Die 14 untersuchten Hunde sind aus dem Gebiet «Østlandet», aber bis jetzt sind nur wenige Proben aus ganz Norwegen untersucht. Es werden weitere Untersuchungen gemacht, um festzustellen, ob weitere Hunde identische Bakterien aufweisen.

Das Veterinærinstituttet hat in den letzten Wochen viel Probenmaterial erhalten, das noch weiter analysiert wird. Viele dieser Untersuchungen nehmen viel Zeit in Anspruch, wie z.B. die DNA-Sequenzierung. Deshalb kommen nicht täglich Untersuchungsergebnisse.

Das Veterinærinstituttet und Mattilsynet arbeiten weiter mit Untersuchungen und Analysen um pathogene Eigenschaften und mögliche Infektionsquellen zu finden.

Parallel dazu schaut sich das Mattilsynet die Informationen der laufenden Fragebögen an, um eine Gemeinsamkeit wie zB Alter, Rasse, Futter, Kontakt zu anderen Hunden, Umgebung und ähnliches zu finden.

Ein Teil der Hundebesitzer von erkrankten oder verstorbenen Hunden haben Proben von dem, was die Hunde die letzten 14 Tage vor Erkrankung gefressenen haben, aufbewahrt. Diese Proben werden weiterhin aufbewahrt, um eventuell Test durchzuführen, wenn es notwendig ist.
Futter ist weiterhin eine Möglichkeit, die weiter untersucht wird.

 


 

Was soll ich mit meinem Hund tun, wenn er krank ist und einen beeinträchtigten Allgemeinzustand mit Durchfall und Erbrechen hat?

Wenn ihr Hund krank ist, kontaktieren sie einen Tierarzt. Bitte berücksichtigen Sie beim Gang zum Tierarzt den näheren Kontakt mit anderen Hunden zu vermeiden. Bei Verdacht einer ernsthaften Erkrankung sollte sich der Tiereigentümer sich im Vorfeld an die Klinik wenden, bevor der Hund mitgenommen wird, damit die Klinik Vorkehrungen zur Reduzierung der Ansteckungsgefahr treffen kann.

Warum sind die Hunden erkrankt?

Wir wissen weiterhin nicht, was die Hunde erkranken lässt und was die Ansteckungsquelle ist. Wir arbeiten eng mit Mattilsynet, Kleintierklinik an der NMBU Tierhochschule und Tierärzten im gesamten Land zusammen, um mehr über die Erkrankung herauszufinden. Als Veterinärinstitut setzen wir den Weg der offenen, breiten und systematischen Annäherung fort, den wir die ganze Zeit beschritten haben.

Was wissen wir bisher über die Erkrankung?

Es ist eine blutige Darmentzündung bei den obduzierten Hunden nachgewiesen worden und es wurden verschiedene Bakterien bei mehreren Hunden nachgewiesen: Clostridium perfringens und Providencia alcalifaciens. Diese beiden Bakterien können auch bei gesunden Hunden gefunden werden. Es ist noch unklar, ob diese Bakterien die Erkrankung verursachen.

Es verbreiten sich Gerüchte, dass man gewisse Typen von Futter vermeiden sollte. Ist dies so?

Es gibt keinen Grund vor bestimmten Futterprodukten zu warnen. In den sozialen Medien verbreiten sich Klagen gegen namentlich genannte Futterproduzenten. Dem Veterinärinstitut liegen keine Informationen vor, dass dieses richtig ist. Wir finden ein breites Spektrum an Futterprodukten in dem Material, dass uns bis dato vorliegt - das unterstreicht die Komplexität der Sache. Futter ist nur eine von vielen "Spuren", die wir verfolgen, neben Wasser, Pilzen, Parasiten, Bakterien, Viren usw.

Wie verbreitet sich die Erkrankung?

Wir wissen nicht, was die Erkrankung verursacht oder wie sie sich verbreitet. Wie wissen nicht, ob es sich unter Hunden verbreitet. Deshalb hat das Mattilsynet den Rat herausgegeben bis auf weiteres den näheren Kontakt mit anderen Hunden zu begrenzen.

Ich habe von ähnlichen Fällen im Ausland gehört…

Wir haben fortlaufenden Kontakt mit Veterinärbehörden im Ausland bzgl. ähnlicher Fälle und bekommen die Informationen, die wir benötigen direkt von Tierarztkollegen, wenn ähnliche Erkrankungen schon früher vorgekommen sind. (Anmerkung: Bisher sind keine Fälle oder Fallhäufungen in anderen Ländern bekannt).

Was ist schon von weiteren Untersuchungen ausgeschlossen worden?

Update 24.09.
Die Krankheitsfälle sind seit dem 20.08. angestiegen. Das war der Zeitpunkt, an dem der Leinenzwang (von Mitte April bis Mitte August) zu Ende war. Zeitgleich hat es sehr viel Niederschlag gegeben und die Temperaturen waren relativ hoch.
Das Vet-Institut kann nicht ausschließen, dass diese Umweltfaktoren den Ausbruch der Erkrankung ausgelöst oder verstärkt haben. Es wird weiterhin rund um die Bakterien geforscht, die gefunden wurden. Spezielle und zeitintensive Untersuchungen sind im Gange.
43 Hunde mit dem gleichen Krankheitsbild sind verstorben, und ca. 90 verschiedene Hunderassen sind betroffen, bis 20.09. sind 16 Hunde beim Vet-Insitut obduziert worden. In 12 davon wurden die gleichen Bakterien gefunden, aber alle haben die gleichen Anzeichen für eine blutige Darmentzündungen. Seit Freitag hat das Mattilsynet sechs neue Meldungen über Hunde mit ähnlichen Krankheitssymptome erhalten. Diese Fälle kommen aus Oslo (1), Nordland (2) und Finnmark (3).

Update 18.09.

Das Veterinärinstitut hat nun mehrere Ergebnisse auf verschiedene Magen-Darm-Tests erhalten:
- Wir glauben jetzt, dass wir bestätigen können, dass Welpenkrankheit, Circovirus und Coronavirus wahrscheinlich nicht die Ursache für die vielen erwähnten Fälle der erkrankten Hunde sind.
- Tests auf Hefe- und Schimmelpilze sind ebenfalls negativ.

Update 15.09.
- Kein Parvovirus. Das Veterinärinstitut hat auch mutierte Parvoviren untersucht und hält dies sehr unwahrscheinlich aufgrund der Informationen, die vorliegen und den Untersuchungen, die vorgenommen worden sind.
- keine Parasiten Giardien und Cryptosporidium

Das Auftreten ist nicht nur in Oslo, sondern ähnliche Symptome wurden aus dem gesamten Land gemeldet, aus einer Reihe von Bundesländern verteilt über das gesamte Land. Aktuell ist es nicht gesichert, dass allen Fällen die gleiche Erkrankung zugrunde liegt.
- Es wurden keine Salmonellen nachgewiesen
- Es wurden keine Campolobacter nachgewiesen
- Aufgrund der ersten Obduktionen der toten Hunde kann das Veterinärinstitut Rattengift oder ähnliche Vergiftungen als mögliche Ursache ausschließen. Die obduzierten Hunde zeigten keine inneren Schäden die bei einer solchen Vergiftung üblich sind. Diese Untersuchung umfasst nicht alle Vergiftungen.
- Basierend auf dem Krankheitsverlauf und den pathologischen Funden ist es nicht wahrscheinlich, dass es eine Algenvergiftung ist.
- Diese Erkrankung ist keine, die typischerweise auf Zecken zurückgeführt werden kann.
- Die Labortests zeigen, dass Milzbrand ausgeschlossen werden kann.
- Labortests beweisen, dass wir Hasenpest ausschließen können.
- Laboruntersuchungen bestätigen definitiv, dass es keine Verbindung mit der aktuellen Untersuchung der Verbreitung von entrohemoragischem E.coli (EHEC) bei Menschen und der Erkrankung der Hunde gibt.

Was unternimmt das Veterinärinstitut, um die Ursache der Erkrankung herauszufinden?

Obduktionen, Laboruntersuchungen und eine große Menge an Informationen werden gesammelt. Ähnliches und Zusammenhänge in Bezug auf Tiererkrankungen aus dem In- und Ausland ebenso. Es wird systematisch breit untersucht, in der Hoffnung, dass verschiedene Ursachen ausgeschlossen und gefundene Zusammenhänge weiter verfolgt werden können.
Das beinhaltet Ansteckungen durch Bakterien, Viren, Pilzen, Parasiten und Algen in Zusammenhang mit Wohnort, Temperatur, schlechter Wasserqualität usw.
Wir suchen auch nach ähnlichen Fällen im In- und Ausland. Die Symptome können gewöhnlicherweise beim Hund vorkommen, aber wir sehen einen Anstieg seit August 2019 mit mehr akuten Fällen als vorher.

Welchen Rat haben wir aktuell an Hundehalter (Anmerkung: gilt für Norwegen)

Begrenzen Sie den näheren Kontakt zu anderen Hunden. Ansammlungen von Hunden sollten vermieden werden. Lasst Hunde unterwegs nicht an anderen Hunden schnüffeln. Vermeidet, dass Hunde zu sehr dort schnüffeln wo andere Hunde gewesen sind.
So schnell wie möglich zum Tierarzt, wenn blutiger oder spritzender Durchfall, Erbrechen und sehr schnell schlechter werdender Allgemeinzustand auftritt. Kotbeutel benutzen.